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älteres Paar lächelt sich an

Handlungsfelder

In dieser Rubrik werden Handlungsfelder der Sozialen Altenarbeit vorgestellt, die nicht nur als verschiedenartige Hilfe- und Angebotssysteme für ältere und alte Menschen, sondern auch als zusammengehörige mehrdimensionale Aufgabenkomplexe zu verstehen sind, verknüpfen sie doch differenzierte gesellschaftliche und individuelle Problemstellungen, die mit zunehmender Vulnerabilität beim Altern zu erschließen sind. Das Alter ist eine eigenständige Lebensphase geworden, die in den vergangenen Jahren infolge steigender Lebenserwartung immer umfänglicher und nicht mehr als „Restzeit“ des Lebens zu verstehen ist, denn sie ist dabei nicht mehr auf fixierte und standardisierte Lebensentwürfe festgelegt. Es entwickeln sich erweiterte Handlungs- und Gestaltungsspielräume, die die Notwendigkeit der eigenen Verantwortungsübernahme zur Gestaltung veränderter Lebensentwürfe einschließen.

Ältere Menschen sind angehalten, ihre eigenen Ressourcen für das Gemeinwohl einzusetzen und damit ihr Altern aktiv zu gestalten, was jedoch auch als Tendenz zur wohlfahrtstaatlichen Vergesellschaftung des Alters interpretiert werden kann und mit Blick auf dahinter stehende aktivierungspolitische Programmatiken kritisch zu beleuchten ist (z.B. van Dyk 2015, S. 39ff.). Unter anderem soll ihre Mitwirkung bei öffentlichen wie freigemeinnützigen Trägern sozialer Hilfen Leistungsdefizite und personelle Unterausstattung kompensieren. So sieht der § 11 des Sozialhilfegesetzes (SGB XII) unter der Überschrift „Beratung und Unterstützung, Aktivierung“ vor, Hilfeempfänger*innen zur aktiven Teilnahme am Leben der Gemeinschaft aufzufordern, worunter auch gesellschaftliches Engagement zu verstehen ist (Hammerschmidt 2010, S. 31).

Mit zunehmendem Alter ist es infolge graduell zunehmender Verluste erforderlich, die Versorgungssysteme, die räumliche, soziale und infrastrukturelle Umwelt und schließlich die gegebene Lebenslage so einzurichten, dass diese durch verschiedene gesellschaftliche Hilfsangebote aufgehalten und/oder kompensiert werden können. Dadurch wird die Lebensgestaltung aber auch stärker durch Vorgaben, Regelungen, Zwänge und Bestimmungen gesellschaftlicher Institutionen bestimmt, ohne jedoch verbindliche Orientierungen zu vermitteln. Einerseits gibt es abnehmende Verbindlichkeiten von kollektiven Lebensmustern, andererseits ist es geboten, individuell eigene Entscheidungs-ebenso wie Orientierungs- und Handlungsalternativen ohne Rückgriff auf gemeinsam geteilte Lebensformen zu entwickeln (Schweppe 2012, S. 505).

Weil Altern ein inter- und intraindividuell verlaufender Prozess ist, müssen abgestimmt auf die Einschränkungen im Alter, Dienstleistungs- und Versorgungsstrukturen aufgebaut werden, die Möglichkeiten der Teilhabe, des Austauschs, der Anregung, der Ressourcennutzung und der Potenzialverwirklichung bieten können. Die Handlungsfelder verändern sich damit mit zunehmender Verletzlichkeit und geringer werdenden Ressourcen, so dass anwachsende Hilfsangebote genutzt werden müssen.

Der Wunsch der meisten älteren Menschen ist es, das Leben in der eigenen Wohnung so lange wie möglich zu verbringen. Das Wohnen zu Hause kann durch verschiedene Angebote ergänzt werden, die von einer altengerechten Ausstattung über Wohngemeinschaften, Betreutes- bzw. Servicewohnen bis hin zu Formen des Generationswohnens reichen. Hier sind insbesondere kommunale Aktivitäten gefragt, die dann erfolgversprechend sind, wenn sich die Bedürfnisse Älterer mit Interessen der Städte und Gemeinden überschneiden. Das gilt vor allem bei Hilfe- und Stützangeboten, die es ermöglichen sollen, länger in ihren Wohnungen zu verbleiben. Monetär sind solche kommunalen Altenhilfemaßnahmen insofern interessant, als sie die Inanspruchnahme der Sozialhilfe zur Restfinanzierung für die teure Heimunterbringung vermeiden bzw. hinauszögern können (Aner/Karl 2010, S. 30).

Die niedrigschwelligsten Angebote sind Formen der offenen Altenarbeit, die mehrheitlich von den Jüngeren, gesundheitlich weniger Belasteten unter den alten Menschen, in Anspruch genommen werden. Das sind beispielsweise Beratungs- und Begegnungsstellen, die der Information, der Bildung sowie der sozialen Begegnung und Vernetzung dienen.

Es folgen Angebote der ambulanten Altenhilfe, die insbesondere Sozialstationen und ambulante Pflegedienste umfassen, deren Schwerpunkte auf der Grund- und Behandlungspflege liegen und auch haushaltsnahe Hilfen zur Verfügung stellen. Diese Dienste werden durch weitere Angebote wie Essen auf Rädern, Hausnotrufsysteme und mobile soziale Hilfsdienste ergänzt, die ebenso Leistungen im Haushalt und Garten, Transporte und handwerkliche Dienste anbieten.

Der teilstationäre Bereich zielt auf alte Menschen, die noch in ihrer Wohnung leben und durch Angehörige unterstützt werden, weil sie temporär, d. h. etwa für einige Stunden täglich oder auch an einigen Tagen der Woche, der Hilfe bedürfen. Solche Dienstleistungen umfassen die Tages- und Nachtpflege, die der Aufrechterhaltung relativer Selbstständigkeit dienen und den Heimeintritt verzögern sollen.

Mit zunehmenden körperlichen oder geistigen Einschränkungen und der höheren Wahrscheinlichkeit von Pflegebedürftigkeit, vor allem von Schwerstpflegebedürftigkeit, kommen stationäre Angebote wie Altenheime in Frage, die sich verstärkt zu Pflegeheimen mit einem hohen Eintrittsalter entwickeln. Ergänzend dazu können gerontopsychiatrische und geriatrische Kliniken & Fachstationen genutzt werden. Ebenso ist sowohl die stationäre als auch ambulante Palliativpflege gesetzlich geregelt, so dass Angebote der Altenhilfe umfassend je nach dem Grad der Hilfebedürftigkeit im Alter zur Verfügung stehen.

Nähere Informationen zu diesen und weiteren Handlungsfeldern der Altenarbeit finden Sie in den jeweiligen Unterrubriken.

Literatur:

Aner, Kirsten, 2010. Soziale Altenhilfe als Aufgabe Sozialer Arbeit. In: Kisten Aner und Ute Karl, Hrsg. Handbuch Soziale Arbeit und Alter. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 33–50. ISBN 978-3-531-15560-9

Hammerschmidt, Peter, 2010. Soziale Altenhilfe als Teil kommunaler Sozial(hilfe-)politik. In: In: Kisten Aner und Ute Karl, Hrsg. Handbuch Soziale Arbeit und Alter. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 19–32. ISBN 978-3-531-15560-9

Schweppe, Cornelia, 2012. Soziale Altenarbeit. In: Werner Thole, Hrsg. Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 505 – 522. ISBN 978-3-531-16667-4

van Dyk Silke, 2015. Die neuen Aktivbürger von nebenan? Die wohlfahrtsstaatliche Vergesellschaftung des höheren Lebensalters und die Entdeckung des Sozialraums. In: Anne van Rießen, Christian Bleck und Reinhold Knopp, Hrsg. Sozialer Raum und Alter(n). Zugänge, Verläufe und Übergänge sozialräumlicher Handlungsforschung. Wiesbaden: Springer VS, S. 31–52. ISBN 978-3-658-06599-7

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Tobias Sander, Sarah Dangendorf (Hrsg.): Akademisierung der Pflege. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 2. Auflage. 253 Seiten. ISBN 978-3-7799-7918-0.
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