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Theorien

Allgemein wird mit Theorie ein Ordnungssystem von Begriffen, Definitionen und Aussagen bezeichnet. Es sind Ausschnitte der Realität deskriptiver, erklärender und kausaler Art über einen Teil der Realität, um zugrundeliegende Gesetzmäßigkeiten zu erklären und Prognosen über die weitere Entwicklung zu erstellen. Theorien sind Konstruktionen oder Modelle der Wirklichkeit, die die Wirklichkeit nicht ab-, sondern nachbilden und empirisch durch abgeleitete Hypothesen überprüfbar sein müssen. Wissenschaftliche Aussagen müssen in sich widerspruchsfrei, intersubjektiv überprüfbar und verifizier- bzw. falsifizierbar sein.

Alternstheorien beruhen auf außerordentlich differenzierten Ansätzen und divergieren erheblich in ihren Alterskonzeptionen, ihrem Differenzierungsgrad und Aussagesystemen. Verschiedene Ansätze beziehen sich auf ein erfolgreiches, gutes oder zufriedenes Altern, andere auf stresstheoretische oder auch auf adaptationsbezogene Überlegungen. Aus der Vielzahl dieser theoretischen Erklärungsversuche biologischer, psychologischer oder soziologischer Art sollen in dieser Rubrik von Altenarbeit.info nur jene Theorien kurz vorgestellt werden, die aus dem sozialgerontologischen Gegenstandsbereich resultieren oder für diesen von Bedeutung sind.

Die ersten drei Theorien – Disengagement-, Aktivitäts- und Kontinuitätstheorie – sind soziologische Makromodelle, die dadurch charakterisiert sind, dass alle älteren Menschen im Übergang vom mittleren zum höheren Erwachsenenalter denselben universellen Alternsprozess und übereinstimmende Entwicklungsverläufe vollziehen und so zu einem optimalen Altern beitragen. Es sind Entwicklungstheorien, die sich in den 60er Jahren etabliert haben und weder bestätigt noch widerlegt werden konnten, die aber in neueren Ansätzen in geänderten Facetten wieder aufgenommen wurden.

Weitere hier skizzierte Theorien aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts – die Theorie der primären und sekundären Kontrolle und das Zweikomponenten-Modell zur Bewältigung negativer Lebensereignisse - sind Prozessmodelle des erfolgreichen Alterns, die sich primär auf die Entwicklungsdynamik über die Lebensspanne beziehen. Es sind jene Theorien, die darauf abzielen, die Stabilität des Selbst trotz Entwicklungsverluste durch die Herstellung einer Kongruenz zwischen aktuellen und erwünschten Verläufen der individuellen Entwicklung und des eigenen Alterns weiterhin zu gewährleisten.

Das von Paul Baltes und Margret Baltes (1990) entwickelte handlungstheoretische Konzept der Selektiven Optimierung mit Kompensation (selective optimization with compensation = SOC) als ein sehr bedeutendes für die sozialgerontologische Entwicklung wird darauf folgend dargestellt. Erfolgreiches Altern, also optimale Entwicklung, wird in diesem Modell als Maximierung von Gewinnen bei gleichzeitiger Minimierung von Verlusten definiert, wobei diesem im höheren Erwachsenenalter aufgrund der altersassoziierten Verluste der Reservekapazität eine besondere Bedeutung zukommt.

Die letzte Theorie beruht auf der von Kruse 2017 erschienen Publikation „Lebensphase hohes Alter: Verletzlichkeit und Reife“ und beschreibt die sogenannte Verletzlichkeits- und Potenzialanalyse. Verletzlichkeit meint die erhöhte Anfälligkeit und Vulnerabilität und die Zunahme von Schwächen und Verlusten bei verringertem Potenzial zur Abwehr und Kompensation. Eine Theorie, die den Alterungsprozess durch das gleichzeitige Auftreten von Einschränkungen und Reife charakterisiert und durch Potenziale sowie Ressourcen gestützt werden kann.

weiter zu Stufenmodell nach Erikson 1973

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Tobias Sander, Sarah Dangendorf (Hrsg.): Akademisierung der Pflege. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 2. Auflage. 253 Seiten. ISBN 978-3-7799-7918-0.
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