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Theorie der primären und sekundären Kontrolle nach Heckhausen & Schulz 1995

07.11.2017 | Gisela Thiele

Der Mensch ist Mitgestalter seiner Entwicklung, indem er kontrollbezogenes Verhalten so steuert und kontrolliert, dass das eigene aktive Verhalten wünschenswerte Veränderungen in der Umwelt herbeiführt. Es ist ein Modell der Entwicklungsregulation, das auf der Lebenslauftheorie und deren Kontrolle basiert. Die wichtigste Annahme dieses Konzepts ist das menschliche Bedürfnis nach primärer und sekundärer Kontrollausübung.

Primäre Kontrolle meint dabei den individuellen Einsatz von Fähigkeiten, Ressourcen auch von Zeit und Anstrengung, um Umweltbedingungen so zu gestalten, dass zentrale Lebensziele erreicht werden können. Sekundäre Kontrolle bezieht sich dagegen auf eine Veränderung der eigenen Person mit dem Ziel, sich den Gegebenheiten der Umwelt anzupassen.

Beide Kontrollarten sind mit bestimmten Kontrollstrategien verbunden, die entweder die Zielauswahl (Selektion) oder die Zielsubstitution (Kompensation) unterstützen (Heckhausen,  Schulz & Wrosch 1998). Obgleich beide Kontrollen die Entwicklung befördern, wird der primären Kontrolle eine größere adaptive Bedeutung im Entwicklungsprozess beigemessen (z.B. Heckhausen, Wrosch & Fleeson 2001).

Im Lebenslauf deuten die Befunde darauf hin, dass das Bedürfnis nach primärer Kontrolle bis an unser Lebensende bestehen bleibt, sie mit dem Lebensalter zunimmt, im mittleren Erwachsenenalter ihren Höhepunkt erreicht, um dann im höheren Erwachsenenalter an Bedeutung wieder abzunehmen. Mit zunehmendem Alter werden die Möglichkeiten aktiver Kontrollausübung geringer, so dass zunehmend Strategien der sekundären Kontrolle eingesetzt werden, um die motivationale Grundtendenz nach primärer Kontrolle zu unterstützen und zu sichern.

Kernaussage: Ältere Menschen wollen bis zum Lebensende die Kontrolle über ihr Leben behalten. Erfolge bei der Kontrollausübung sind mit positiven Emotionen verbunden, so dass bisherige Verhaltensstrategien beibehalten werden. Misserfolge dagegen bewirken negative Emotionen, die folgend das Verhalten einschränken (Wozniak 2011). Insofern müssen die Ziele ständig an die veränderten Umweltbedingungen angepasst werden, damit sie erreichbar bleiben oder aufgegeben werden, wenn die Erreichbarkeit infrage steht.

Die Theorie der primären und sekundären Kontrolle von Heckhausen und Schulz (1995) ist in den letzten Jahren von Heckhausen, Schulz und Wrosch zu einer Motivationstheorie lebenslanger Entwicklung (Motivational Theory of Life-Span Development) weiterentwickelt worden.

Literatur

Heckhausen, Jutta und Richard Schulz, 1995. A life-span theory of control. In: Developmental Psychology, 25. 109–212. ISBN 978-1-429-21634-0

Heckhausen, Jutta, Richard Schulz, Carsten Wrosch  und William Fleeson, 1998. Developmental regulation in adulthood: Optimization in primary and secondary control. Berlin: Max Planck Institute for Human Development. DOI: 10.I037//0882-7974.16.3.400

Heckhausen, Jutta, Richard Schulz und William Fleeson, 2001. Developmental regulation before and after adevelopmental deadline: The sample case of ?biological clock? of childbearing. In: Psychology & Aging. 16, S. 400–413. ISSN 08827974

Wozniak, Dagmar, 2011. Adaptationsprozesse im Alter. Die Bedeutung individueller und infrastruktureller Ressourcen für das Wohlbefinden im hohen Alter. Dissertation Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg;

Zitiervorschlag

Thiele, Gisela. Theorie der primären und sekundären Kontrolle nach Heckhausen & Schulz 1995 [online]. altenarbeit.info Theorien. Bonn: altenarbeit.info, [Zugriff am aktuelles Datum]. Verfügbar unter: https://www.altenarbeit.info/theorie-der-primaeren-und-sekundaeren-kontrolle.html.

Zitiervorschlag
Thiele, Gisela, 2017. Theorie der primären und sekundären Kontrolle nach Heckhausen & Schulz 1995 [online]. Altenarbeit.info. Bonn: socialnet GmbH, [Zugriff am: 25.04.2024]. Verfügbar unter: https://www.altenarbeit.info/theorie-der-primaeren-und-sekundaeren-kontrolle.html

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